Ernst Becker, Mürlenbacher Dorfchronist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte des Ortes, faszinierte am Sonntag, den 17. März 2024, sein Publikum mit einem knapp 2-stündigen Vortrag zur Geschichte Mürlenbachs. In aufwendig und akribisch recherchierten Sachverhalten konnte er u.a. geschichtliche aber auch architektonisch und andere interessante und beachtenswerte Inhalte vermitteln.
Unser Mürlenbach
„Aus dem Leben berichtet und in Versen gedichtet“
Text zur Einladung einer Lesung mit Gedichten von Gertrud Tintes
im Bürgerhaus Mürlenbach 2004
In Mürlenbach erinnert man sich gerne an Frau Gertrud Tintes, die im Alter von fast 80 Jahren begann, Gedichte zu schreiben. Bei den Veranstaltungen der örtlichen Vereine hatte sie viele Jahre die Gelegenheit, ihre Texte vorzutragen. Die Begeisterung der Zuhörer war auch ein Ansporn, neue Geschichten zu schreiben. Mit über 90 Jahren war sie immer noch mit dabei.
Sehr einfühlsam beschreibt Frau Tintes die Natur und bittet gleichzeitig alle, sich für deren Erhalt einzusetzen. Sie versteht es, in humorvoller Weise Erlebtes aus dem Dorfgeschehen in Geschichten zu erzählen und schließt ab und zu eine gut gemeinte Ermahnung mit ein. Manchmal bittet sie die junge Generation, Verständnis für die alten Menschen zu haben, die ja durch ihr hartes Leben in früherer Zeit geprägt sind.
Der Eifelverein von Mürlenbach hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Texte von Frau Tintes zu sammeln und zu veröffentlichen. Das Ziel dabei ist, die Sprache - das „Platt“ - zu erhalten und die Erinnerungen an eine Zeit, die vielen fremd geworden ist, weiter zu geben.
Aus der Broschüre: Mürlenbach in Vergangenheit und Gegenwart
Mürlenbach - In der Chronik geblättert
In der Ortschronik von Mürlenbach, die 1874 begonnen wurde, wird anschaulich die Entwicklung des Dorfes in der damaligen Zeit beschrieben. Ereignisse, die die Bevölkerung besonders betroffen haben, wie z.B. soziale oder politische Veränderungen, Unwetter o.ä., werden genau geschildert.
In einem Bericht steht die Brücke über die Kyll im Mittelpunkt und rückt damit die so unentbehrliche Verbindung von Ufer zu Ufer auch uns heute neu ins Bewußtsein.
Die Kyllbrücke
Der Winter 1891/92 war ein strenger. Anfang Dezember trat starker Frost ein, der die Kyll mit einer dicken Eisdecke belegte. Das Frostwetter hielt während des Januar in gleicher Strenge an. Am 24. Januar trat Tauwetter ein, wodurch die ungemein schwere Eisdecke gelöst wurde. Jedermann war bei dem niederen und engen Bau der alten Kyllbrücke gespannt, wie das Eis durchgehen soll resp. welches Schicksl die Brücke erfahren sollte.
In der Nacht vom 24. zum 25. Januar setzt sich die kolossale Eismasse unter donnerähnlichem Getöse in Bewegung. Mit Wucht prallten die Schollen gegen die altersschwache Brücke mit ihren runden Bogen (dieselben hatten drei Strom- und zwei Uferpfeiler und somit vier Bogen bei der Länge der jetzigen Eisenbrücke.) Die Brücke war zwar erst im Jahre 1836 erbaut worden, doch hatte sie in Ermangelung eines guten Baumaterials nicht die nötige Festigkeit. Die mächtigen formvollendeten Eisblöcke vermochten nicht die Bogen zu passieren und konnten auch trotz des heftigen Drucks gegen die Pfeiler nicht zerschellt werden. Einige stemmten sich an der Brücke und diese war für die weiter herkommenden ungeheuren Eismassen gesperrt. In wenigen Minuten türmte sich die Masse zu einem förmlichen Eisberge auf, der sich thalaufwärts soweit erstreckte, als man von der Brücke einsehen konnte.
Auszug aus Broschüre und Artikel: Mürlenbach in Vergangenheit und Gegenwart
Zur Geschichte von Mürlenbach
Viele Spuren aus der Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit künden von frühester menschlicher Besiedlung unseres Raumes. Ausgrabungen, Funde und eine bis heute lebendige Überlieferung geben Auskunft über die hier vor der Zeitenwende siedelnden Kelten, über die anschließende Herrschaft der Römer sowie die für Mürlenbach so markante Zeit der Franken. Die frühe Geschichte des Ortes ist nicht urkundlich dokumentiert. Bis ins Mittelalter gibt es keine Schriftzeugnisse.
Von der Römerherrschaft künden viele Zeugnisse. Bei Weißenseifen trifft man an die heute noch stellenweise erkennbare Römerstraße. Wo diese am „Steinichten Berg“ vorbeiführte, befinden sich ausgedehnte Fundamente aus dieser Zeit.
Ein Kastell zum Schutze der nahe vorbeiführenden Römerstraße Trier - Köln und des Flußüberganges der Kyli wird vermutet. Auf dessen Resten soll die Bertradaburg erbaut sein.
Mürlenbach, Ortsmitte, um die Jahrhundertwende
1983 - Hilfreiche und
interessante Informationen für Gäste
Angaben weitgehend nicht mehr aktuell!
Auszug aus Broschüre und Artikel: Mürlenbach in Vergangenheit und Gegenwart
Die Pfarrei Mürlenbach
Bischof Arnoldi (1842 -1864) hat nach einer Visitation in Mürlenbach von der Kanzel mitgeteilt, die Kirche in Mürlenbach sei die älteste christliche Kultstätte der Eifel. Die Pfarrei Mürlenbach bestand bereits im 9. Jh. und umfaßte den abteiprümischen Besitz an der Kyll. Sie gehörte immer zum Erzbistum bzw. Bistum Trier. Die Zugehörigkeit zu den Dekanaten war wechselnd (Kilburg = Kyllburg, Bitburg, Waxweiler, Prüm, und seit 1924 Gerolstein).
Ursprünglich war die Kirche wohl der Gottesmutter Maria geweiht. Wahrscheinlich im Jahr 970 kamen Reliquien der heiligen Luzia nach Mürlenbach. 1484 wurde die baufällige Kirche abgerissen und eine neue erbaut, die dem hl. Eligius und der hl. Luzia geweiht wurde. 1545 und 1570 besteht das Marienpatrozinium. 1640 wird das Patrozinium Marias und der Pestheiligen Luzia genannt.
Aus der Broschüre: Mürlenbach in Vergangenheit und Gegenwart
Das Pfarrhaus,
ein Beispiel ehemaliger Pfarrhöfe
"Wer die Kirche im Dorf lassen will, sollte das Pfarrhaus nicht vergessen."
Die Zeiten, in denen jedes Dorf wie selbstverständlich seinen eigenen Pfarrer hatte, sind vorbei: Pfarrverbände treten an die Stelle der einstigen wohl über schaubaren kleinen Gemeinden. Das ist eine Folge des allseits bekannten Priestermangels. Folglich betreut ein Pastor heute oft mehrere selbständige Pfarreien.
Daß er dabei mehrere Gotteshäuser nutzt, wird noch als “normal” angesehen. Insoweit kommt die Kirche (als Amtskirche) in Gestalt des Geistlichen also doch zu den Gläubigen.
Dieser Tatbestand widerlegt zumindest teilweise den nicht selten gehörten Vorwurf, die Kirche lasse die Gläubigen allein. Ein Vorwurf, der sich unter anderem auch auf die “Versorgung”, das Gefühl des Betreutseins, das nicht erfüllte Bedürfnis nach priesterlicher Nähe, bezieht.
Bei solcher Praxis erscheint es selbstverständlich, die Sakralbauten im Interesse gottesdienstlicher Nutzung in baulich gutem Zustand zu halten.
Auszug aus Broschüre und Artikel: Mürlenbach in Vergangenheit und Gegenwart
Kultur und Brauchtum
1577 erging ein kurfürstlicher Befehl zum Bau eines Schulhauses. Dieses war jedoch 100 Jahre später noch nicht errichtet - die Gemeinde wurde in Strafe genommen. 1743 klagte ein Visitator über den nachlässigen Schulbesuch und befahl, das zu kleine Schulhaus zu vergrößern. Bis zur französischen Besetzung hingen Schule und Kirche eng zusammen. Der Pastor stellte den Lehrer an, der zugleich Küster war. Aus 3 Kandidaten, die man ihm vorschlug, wählte er einen aus.
Ein neues Schulgebäude wurde am 19.4.1966 „Auf dem Bungert“, nahe der Bertradaburg, eingeweiht. Bereits 1972 verlor die Katholische Volksschule Mürlenbach ihre Selbständigkeit - es wurden danach nur noch drei Klassen der Grundschule unterrichtet. Die jahrhundertealte Schultradition endete am 13.7.1988 - dem letzten Unterrichtstag im Schulstandort Mürlenbach. Das leerstehende „neue“ Schulgebäude ist inzwischen verkauft und die „Alte Schule“ in der Ortsmitte in das am 18.7.1992 eingeweihte Bürgerhaus integriert worden.